Vienna Legal Language Proficiency Certificate

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Wo ist nur das erste Halbjahr 2023 geblieben?

Vienna LLP Fast Track

Die ersten fünf Monate des Jahres 2023 standen voll im Zeichen der Fortbildung zur Rechtsvergleichung des angloamerikanischen, deutschen und österreichischen Rechts bei Translex in Wien.

Ein intensiver Hybrid-Kurs – mit Teilnehmenden in Präsenz und online – und mit Abschluss in Präsenz in Wien, der mit einem zünftigem Heurigenbesuch gefeiert wurde. Da ich aufgrund der Entfernung immer nur online dabei war, war es sehr schön, die anderen einmal persönlich kennenzulernen und nicht nur am Bildschirm zu sehen. Wir waren tatsächlich eine super Lerngruppe, die sich mit konstruktiver Kritik in den Feedbackrunden gegenseitig unterstützte. So konnten wir nicht nur vom sehr großen Erfahrungsschatz von Franz Heidinger in der Lehre und aus seiner Berufspraxis als Anwalt und Gerichtsdolmetscher profitieren, sondern auch aus den Rückmeldungen der anderen Teilnehmenden.

Universität Wien gegenüber Translex

Der Kurs selbst erforderte einiges Engagement – von Präsentationen, die zu verschiedenen Rechtsgebieten zu halten waren, bis zu regelmäßigen Hausaufgaben zur Festigung und Wiederholung des Gelernten. Das hat mir geholfen, es nicht schleifen zu lassen, wenn man beruflich ohnehin schon gut eingespannt ist. Ich wollte ja etwas mitnehmen und nicht nur die Teilnahme abhaken. Und ich muss sagen: Ja, ich habe sehr viel mitgenommen. Die gemischte Gruppe aus Übersetzenden, Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten hat mir als Übersetzerin sehr geholfen, einen besseren Zugang zum Recht zu finden. Meine Recherchen zu den verschiedenen Rechtsthemen und zu Gesetzen sind nun effizienter und ich verstehe insbesondere das US-amerikanische Recht sehr viel besser. Zum englischen Recht hatte ich schon einige Fortbildungen gemacht, aber die intensive Einsicht ins US-Recht hat doch für einige Aha-Erlebnisse gesorgt. Einige Punkte in Verträgen, von denen ich schon sehr viele übersetzt habe, ergeben nun mehr Sinn. Z. B. warum Haftungsklauseln grundsätzlich in Großbuchstaben geschrieben sind – was mich immer ein bisschen nervt, weil es sich nicht so leicht liest. Auch dass man beim Recherchieren bestimmter Begriffe oder Konzepte immer nur auf Gesetze bestimmter US-Staaten stößt, ist so eine Sache. Da hatte ich manchmal ein bisschen an mir bzw. an meinen Sucheingaben gezweifelt – zu unrecht, wie sich herausgestellt hat.

Wien Schottentor gegenüber Translex

Auch die Unterschiede des deutschen zum österreichischen Recht waren nicht nur aus übersetzerischer Sicht interessant. In Bezug auf das Arbeitsrecht dachte ich schon an einer oder anderen Stelle: Oh, lass mal nach Österreich ziehen! Aber Spaß beiseite: Es weitet auf jeden Fall den Horizont beim Textverständnis – also bei dem, was man beim Übersetzen ständig tut. Texte analysieren, überlegen, was in einem Satz eigentlich wirklich drinsteht, bevor man überhaupt anfangen kann, ihn zu übersetzen.

Das ist auch etwas, was eine Maschine nicht kann. Diese stellt auf Basis von Algorithmen und Trainingsdaten Wörter zusammen, die oft zusammen auftauchen, was aber nicht zwingend richtig sein und im Kontext Sinn ergeben muss. Dies aber nur am Rande.

Übersetzen, Dolmetschen oder auch Postediting erfordern sehr viel Hintergrundwissen, um gute und verlässliche Ergebnisse zu liefern und den Zeitaufwand bei Aufträgen im Rahmen zu halten. Deshalb lohnen Fortbildungen immer – und solche Intensiven ganz besonders.

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